aktuelles

Die Bedeutung des Weltfrauentages und der Entgeltgleichheit in der Corona-Pandemie

Vor 110 Jahren wurde der Weltfrauentag erstmals in Deutschland gefeiert. Damals kämpften Frauen für das Wahlrecht und die Emanzipation der Arbeiterinnen. Seither haben sich Frauen viele Rechte erstritten, so ist die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gesetzlich geregelt. Die Praxis gestaltet sich aber durchaus schwieriger, worauf die Frauenbeauftragte der Stadt Dillingen, Eva Mittermüller, in diesem Jahr zum Weltfrauentag (8. März) und zum Equal-Pay-Day (10. März) aufmerksam machen möchte. Der Equal-Pay-Day (EPD) ist der Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Mann und Frau und markiert symbolisch den Tag, bis zu dem die Frauen seit Jahresbeginn umsonst arbeiten.
„Die Corona-Pandemie zwingt Frauen heute wieder in Rollen, wo man denken könnte, sie wären zum großen Teil überholt“, erklärt die Frauenbeauftragte. Gerade in den systemrelevanten Berufen, wie Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kindertageseinrichtungen und im Einzelhandel wird das in der Pandemie deutlich. In diesen Berufen sind überdurchschnittlich oft Frauen beschäftigt. Doch werden sie nicht für diese wichtigen Leistungen bezahlt. „Ohne diese Frauen würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren – und gerade jetzt in der Pandemie erst recht nicht“, sagt Eva Mittermüller. Diese Arbeitnehmerinnen benötigten mehr Unterstützung und Wertschätzung, die sich nicht nur in anerkennenden Worten niederschlagen. Faire und angemessene Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen und diskriminierungsfreie Arbeitsbewertungen sowie Aufstiegsmöglichkeiten, Weiterbildungsangebote und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen wieder stärker in den Fokus rücken.
Der Gender Pay Gap (auch: geschlechtsspezifische Lohn- oder Entgeltlücke) beträgt in Deutschland aktuell 19%. Deutschland belegt mit diesem Wert den vorletzten Platz im EU-Vergleich. Eine historisch gewachsene Ungerechtigkeit, die zu einer systematischen Unterbewertung sogenannter Frauendominierter Berufe führte, ist mitverantwortlich für diese fortdauernde Entgeltdiskriminierung, für niedrige Renten und in der Folge auch für Frauenarmut. Die durchschnittliche Altersrente im Saarland beträgt für Männer 1.326,71 Euro und für Frauen nur 612,52 Euro. (Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund).
„Es ist nicht zu akzeptieren, dass Männerberufe höher bezahlt werden und besser angesehen sind, als Berufe mit hohem Frauenanteil“, meint Eva Mittermüller. Sie stützt daher die Aussage zum EPD der Saarlouiser Frauenbeauftragten Sigrid Gehl: „Eine Gesellschaft liegt schief, wenn ihr die Arbeit mit und am Menschen weniger wert ist als z.B. Arbeit mit und an Maschinen. Die hohen physischen und psychischen Anforderungen werden in diesen Berufen systematisch ausgeblendet und führen so zu einer geringeren Bewertung. Hier sind Politik und Gewerkschaften dringend in der Pflicht zu handeln und diese Aspekte in die Arbeitsbewertungen einfließen zu lassen. Diese Pandemie zeigt unserer Gesellschaft nun einen anderen Blick auf das, was wirklich wichtig ist. Nutzen wir diese Chance und stellen endlich die Weichen neu!“

Foto: Die Frauenbeauftragte Eva Mittermüller will mit einer Ausstellung im Schaufenster des Citymarketings in der Stummstraße auf den Equal-Pay-Day hinweisen. Foto: Stadt Dillingen/Theobald